Ihre Gewerkschaft
17.03.2015

Arbeitsmarktexperte Sell liegt nicht richtig

vbba fühlt sich bestätigt: Jobcenter benötigen mehr Personal!

In der am 16. März ausgestrahlten TV-Sendung „Team Wallraff – Reporter undercover“ wurde die enorme Arbeitsbelastung der Kolleginnen und Kollegen in verschiedenen Jobcentern dargestellt.

Die vbba sieht sich in ihren bereits in der Vergangenheit formulierten Forderungen zur Verbesserung der Personalsituation bestätigt. So sind die Betreuungsschlüssel, die die reale Arbeitsbelastung unzureichend abbilden, zu überarbeiten. Sowohl im Vermittlungs- als auch im Leistungsbereich wird mehr Personal benötigt. Hinzu kommt, dass in diversen Jobcentern der Anteil der befristeten Beschäftigten nach wie vor zu hoch ist! Dies führt zu erhöhtem Einarbeitungsaufwand bei gleichzeitigem Qualitätsverlust. Zur Wahrheit gehört auch, dass einige Kommunen ihr eingearbeitetes Personal aus Jobcentern wieder abgezogen haben. Dies führte zu einer erhöhten Fluktuation und Arbeitsbelastung.

 

Wir fordern ferner ein systematisches Gesundheitsmanagement für die Beschäftigten in den Jobcentern, das beispielsweise auch Maßnahmen der Supervision beinhaltet, ansonsten drohen die Kolleginnen und Kollegen zu erkranken. In keiner anderen, außerhalb des Polizeivollzugsdienstes tätigen Behörde, werden die Beschäftigten mit derart vielfältigen sozialen und individuellen Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Zur gestiegenen physischen und psychischen Gewalt gegen die Beschäftigten haben sich dbb und vbba zuletzt im Januar dieses Jahres klar geäußert.

 

Die vbba verwahrt sich gegen die Aussage von Prof. Dr. Stefan  Sell, dass Langzeitarbeitslose durch Beschäftigte der Jobcenter - gleich, ob bei der BA oder der Kommune beschäftigt - systematisch davon abgehalten werden sollen, ihre Leistungsansprüche geltend zu machen. Hier widerspricht sich Herr Sell in der Sendung selbst, weil er an anderer Stelle die Rekrutierung für „nicht zielführende Maßnahmen“ kritisiert.

 

Wir fordern die Politik auf, dem Bereich der Grundsicherung mehr Mittel für dauerhafte Stellen zur Verfügung zu stellen. Nur so kann gute und individuelle Arbeit für langzeitarbeitslose Menschen geleistet werden!

 

Wir fordern die Verantwortlichen nochmals auf, während der laufenden Umstellungsarbeiten auf das IT-Verfahren Allegro von der Umsetzung des „Vier-Augen-Prinzips“ bei kassenwirksamen Entscheidungen abzusehen!

 

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