Ihre Gewerkschaft
19.03.2020

Coronavirus: Anfragen zur Kurzarbeit explosionsartig gestiegen

Arbeitsmarkt wird stärker als bei der Finanzkrise leiden

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Arbeit und Soziales (vbba) Waldemar Dombrowski sieht gravierende Folgen des Coronavirus für den Arbeitsmarkt in Deutschland. „Angesichts der Rückmeldungen unserer Kolleginnen und Kollegen in den Arbeitsagenturen erwarte ich eine Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes, die das Niveau der Finanzkrise in 2008/2009 deutlich übertreffen wird“, fasst der Gewerkschaftschef die aktuelle Situation zusammen.

„Bereits im Vorjahr hatten wir wegen der konjunkturellen Delle, der aufkommenden Schutzzollpolitik und der Verunsicherung im Automotive-Bereich steigende Kurzarbeitergeldzahlen. Aber im Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie sind die Anfragen nach Kurzarbeit regelrecht explodiert“, ergänzt Dombrowski.
Die Telefone stehen insbesondere seit der letzten Woche nicht mehr still. Zahlreiche Arbeitgeber haben die Arbeitsagenturen persönlich aufgesucht, weil sie wegen überlasteter Leitungen telefonisch nicht durchkamen. So etwas haben selbst seit Jahrzehnten bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) beschäftigte Kolleginnen und Kollegen nicht erlebt.
Waldemar Dombrowski begrüßt die gesetzliche Neuregelung zur Kurzarbeit ausdrücklich. Sie erleichtert den Betrieben den Zugang zur Kurzarbeit und entlastet sie finanziell zusätzlich durch die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge durch die BA. Das Instrument habe be-reits in früheren Krisenzeiten geholfen.
In den Arbeitsagenturen werden momentan die personellen Kapazitäten auf die Beratung der Arbeitgeber und Auszahlung des Kurzarbeitergeldes konzentriert. Daneben steht die Sicherstellung der Gewährung des Arbeitslosengeldes im Fokus. „Nach unserer Wahrnehmung ziehen die Kolleginnen und Kollegen bei den anlaufenden, internen Qualifizierungen vorbildlich und verantwortungsvoll mit. Jedoch werde es sehr eng werden, weil niemand einen solch negativen Absturz im Wasserfalltempo auf dem Schirm haben konnte“, so Dombrowski. Allerdings habe die Fachgewerkschaft die BA bereits im Jahr 2019 vor weiterem Personalabbau gewarnt, weil die Arbeitslosigkeit im Versicherungsbereich bereits gestiegen ist und sich die Kurzarbeit deutlich nach oben entwickelte.


Wir gehen von einer spürbaren Rezession aus, deren negative Folgen für den Arbeitsmarkt erheblich sein werden. „Als Kliniken für den angeschlagenen Arbeitsmarkt werden Arbeitsagenturen und Jobcenter mehr Personal benötigen! Man hat sich in den letzten 10 Jahren an den scheinbar ewigen Aufschwung dermaßen gewöhnt, dass man die Volatilität und Zer-brechlichkeit des Systems in einer globalisierten Welt unterschätzt hat. Nach der Bewältigung der gefährlichen Pandemie werden wir deren Folgen auf dem Arbeitsmarkt ebenso entschlossen angehen müssen,“ blickt Waldemar Dombrowski nach vorn.

 

Pressemitteilung vom 19.03.2020