Das Thema der befristeten Arbeitsverhältnisse betrifft in der BA und den Jobcentern auch viele Frauen. Denn Frauen sind in den Tätigkeitsebenen V und IV generell stark vertreten - und von dieser Form der Vertragsverhältnisse betroffen.
Zum Beispiel, wenn neue TelefonserviceberaterInnen oder ArbeitsvermittlerInnen gesucht werden. Sicherheit in der persönlichen Lebensplanung bleibt da leider zunächst nur ein persönlicher („frommer") Wunsch.
Im letzten Jahr wandte sich beispielsweise eine Kollegin an mich. Der Arbeitsvertrag hatte noch eine Laufzeit von knapp zwei Monaten, über die Vertragsverlängerung oder gar Entfristung konnten oder wollten sich die Führungskräfte noch nicht äußern. Interesse an der Weiterbeschäftigung - ja, aber eine Zusage? Noch zu früh, die Haushaltsmittel...
Die Kollegin ging am gleichen Tag zur Bank.
„Schnell und sicher ein Kredit für Ihre Wünsche - kein Problem" war der Werbebrief überschrieben, mit dem sie nun bei Ihrer Kundenberaterin saß. 3000 Euro Kredit für ein paar neue Küchenmöbel sollten bei einem Arbeitsverhältnis im gehobenen Dienst kein Thema sein. Die Kundenberaterin war freundlich und interessiert, doch nach Rücksprache mit der Filialleitung kam die bedauernde Antwort: „Der Kreditbetrag ist nicht das Thema, aber die Laufzeit. Mit diesem befristeten Arbeitsvertrag haben wir keine Sicherheit für den Tilgungsplan. Da ist derzeit leider nichts zu machen“.
Sicherheit? Ja, die wünschte sich diese Kollegin auch. Dafür gab die Bankberaterin aber noch einen anderen guten Tipp mit auf den Weg: „Wenn Sie in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis gehen sollten, beraten wir Sie gerne noch zur zusätzlichen eigenen Alterssicherung. Sie wissen, Sicherheit vor der Altersarmut ist ein wichtiges Thema, auch für Sie“. Die Kollegin wusste gar nicht, was sie zu dieser Fürsorge und dem Gespräch sagen sollte.
Vier Wochen später bekam sie die Zusage für ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei einem Jobcenter in der Region. Tägliche Pendelstrecke nun 60 Kilometer, mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufgrund der Lage der Geschäftsstelle in vertretbarem zeitlichen Aufwand kaum zu schaffen. Das Geld für den nötigen Gebrauchtwagen hat nun die Familie geliehen.
Die Kolleginnen und Kollegen in ihrem bisherigen Team arbeiten daraufhin die nächste Kollegin ein. Sie haben das Zählen (fast) aufgegeben, die wievielte Einarbeitung das nun ist. Sie würden sich die Sicherheit wünschen, dass diese Einarbeitung nun erst mal die letzte in ihrem Team bleibt und die neue Kollegin auch!
Die neue Kollegin hat zunächst einen auf ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag. Bei der BA ihr erster, aber nach dem Studium schon der vierte, nach Arbeitsverhältnissen in der Wirtschaft und bei Trägern. Sicherheit in der beruflichen Laufbahn aufgrund ihrer guten Qualifizierung? Ja, diesen Wunsch hat sie auch noch mit Mitte 30. Karriere aufgrund ihrer beruflichen Fachkenntnisse und breit gestreuter Erfahrung? Nicht so einfach, wenn die Erfahrungen in anderen Unternehmen oder Behörden gesammelt wurden und man eigene engagierte Nachwuchskräfte hat. Das kann sie verstehen, aber sie leistet ja auch ihren Beitrag.
Familie? Wäre schön, aber der Partner hat auch einen befristeten Vertrag. Sie freut sich über die interessante, anspruchsvolle Tätigkeit bei der BA und über ihre netten, hilfsbereiten und engagierten Kolleginnen und Kollegen. Und wäre glücklich, hier endlich auch die Sicherheit zu finden, beruflich an- und weiterzukommen!
Diesen Aspekt hatte unser BA-Vorstandsvorsitzender Frank-Jürgen Weise schon im Jahr 2010 zutreffend beschrieben: „Die Menschen sollen und wollen ihr Leben planen“, sagte er damals der Osnabrücker Zeitung und sprach sich gegen befristete Beschäftigung als Massenphänomen aus.
In den Tarifverhandlungen 2016 waren auch die Vertragsgestaltungen nach § 14 Absatz 2 Teilzeit- und Befristungsgesetz ein Verhandlungsthema. Leider noch ohne die von der vbba geforderten Ergebnisse. Doch nach den Tarifverhandlungen ist vor den Tarifverhandlungen. Die vbba- Frauenvertretung unterstützt unsere Mitglieder in der Tarifkommission bei ihren Bemühungen, hier Ergebnisse zu erzielen, die mehr Sicherheit bringen für die Einzelnen. Und für die Personalplanung der BA allgemein!
Damit sich das Leben besser planen lässt!
Annette von Brauchitsch-Lavaulx
Mitglied der vbba-Frauenvertretung
