"Gender Pay Gap" – oder das geschlechtsspezifische Lohngefälle – wurde ausführlich im Artikel der vbba-Frauenvertretung im vergangenen Magazin behandelt. Es hapert aber nach wie vor auch bei der Vermögensbildung. Noch immer klafft eine große Lücke zwischen Frauen und Männern, was deren Vermögen, Einkommen und die Altersabsicherung angeht. Es mag uns nicht überraschen, worin wohl die Ursachen liegen könnten. Es gibt bislang wenig Hintergrundinformationen zur Vermögenssituation der Frauen und Mütter. Einige Ergebnisse zu Forschungen fanden wir bei verschiedenen Stiftungen und u. a. auch bei Prof. Jutta Allmendinger.
Kinderlose Frauen verfügen in der Regel über ein größeres Vermögen als Frauen mit Kindern – Eine 45-jährige Mutter von zwei Kindern in Deutschland hat 42 Prozent weiniger verdient als eine gleichaltrige kinderlose Frau.*
Traditionelle Geschlechterrollen werden wieder beliebter - Männer bringen das Geld nach Hause, Frauen kümmern sich um Haushalt und Kinder.
Es sind vor allem Mütter, die nach der Geburt ihrer Kinder in Teilzeit arbeiten oder ihre Berufstätigkeit für mehrere Jahre unterbrechen. Daran hat auch das sehr komfortable Familienleistungsausgleichgesetz des BMFSJ nichts geändert. Männer nehmen zu fast 90% nur 2 Monate Elternzeit.
Die Pandemie hat wie unter einem Brennglas gezeigt, dass die Frauen, insbesondere (Allein-)Erziehende, ob mit oder ohne Migrationshintergrund die Verliererinnen sind. Minijobs und Jobs in frauenrelevanten Branchen sind der Pandemie zum Opfer gefallen. Ca. 3 Jahre, die nicht so schnell aufgeholt werden können.
Das Risiko für Altersarmut ist hoch, denn die Voraussetzung für wirtschaftliche Unabhängigkeit ist ein existenzsicherndes Einkommen.
Entwertung der Qualifikation anstatt die erworbenen Soft skills während der Elternzeit zu nutzen - Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen ebenso umdenken
Beschäftigte sind für Führungskräfte nicht so sichtbar, könnten somit den Anschluss verpassen. Anwesenheit contra Arbeitsleistung.
Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass Kinder das Leben ihrer Eltern in vielerlei Hinsicht bereichern. Es muss damit Schluss sein, dass Kinder für Frauen zu Einbußen beim Vermögensaufbau führen.
Fazit
Das traditionelle Rollenmodell vermag theoretisch die Effizienz und das Vermögen auf der Haushaltsebene erhöhen, dennoch schneiden Frauen offenkundig schlechter ab, wenn es darum geht, die Früchte der Arbeitsteilung zu verteilen. Es gibt sogar einen Begriff für mutterschaftsbedingte Lohneinbußen und somit Einbußen in der Vermögensbildung: Motherhood Wage Penalty. Die Politik ist gefragt. Wir fordern, dass für Eltern weitere Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die sie brauchen, um gut und gern zu arbeiten. Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken. Die Mütter selbst dürfen sich bei einem Wiedereinstieg auch nicht mehr mit niedriger qualifizierten Stellen und somit weniger Lohn zu zufriedengeben. Weniger Lohn heißt auch weniger Möglichkeiten für Vermögensbildung.
Kerstin Adjalian
Stephanie Schmöche
* www.zeit.de